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Hip Hop

Kool
DJ Herc
Eine der Hauptrichtungen in der Entwicklung des Plattenspielers zum
Musikinstrument ist der Hip Hop.
Der erste Hip Hop-DJ und Rapper war Clive Campbell alias Kool DJ Herc,
der als 12jähriger von Kingston auf Jamaika mit seinen Eltern in
die New Yorker Bronx übersiedelte, wo er von Disco-DJs musikalisch
beeinflußt wurde. 1973, als er auf dem Geburtstag seiner Schwester
für die musikalische Unterhaltung Sorge tragen mußte, spielte
er seine Lieblingsplatten und toastete dazu. Er begeisterte die Gäste
dermaßen, daß er fortan auf mehreren Veranstaltungen und
Parties seine Platten auflegen sollte und schon bald ein geringes Eintrittsgeld
verlangen konnte. Die Musik seiner alten Heimat, Reggae, fand bei den
Afroamerikanern der Bronx jedoch wenig Anklang, weshalb er begann, Funk-
und Latino-Stücke dazuzumischen.
In der Tradition der Soundsystems seiner Heimat baute sich Kool DJ Herc
eine Anlage zusammen. Mit seinen riesigen Lautsprecher-systemen, die
er liebevoll „Herculoids“ nannte, erlangte er auf Block-Parties
in Schulen oder Parks aufgrund der Lautstärke schnell große
Bekanntheit. Doch auch der harte Sound seiner Musikmischung hob sich
von dem anderer DJs ab und machte Kool DJ Herc populär.
Als Herc bemerkt hatte, daß reine Rhythmuspassagen mit dem Soundsystem
besonders gut klangen, und das Publikum zum Tanzen animierten, machte
er sich die bis dahin bekannten Mix-Techniken der Disco-DJs zunutze
und reihte solche Break-Passagen aneinander. Manchmal benutzte er auf
dem zweiten Plattenspieler auch einfach ein zweites Exemplar einer Platte,
um die Kraft und die Intensität einer publikumswirksamen Stelle
künstlich zu verlängern.
Dabei wollte er, wie auch die ihm nachfolgenden DJs, das Ursprungsmaterial
nicht mutwillig zerstören, aber wie die ersten Disco-Pioniere verstanden
die Hip Hop-DJs die von ihnen zerstückelten Lieder nicht mehr als
Einheit, vielmehr waren sie Lieferanten für Klangschnipsel, die
geschickt aneinandergereiht zu einer neuen, eigenen Schöpfung wurden.
„Der alte Song wird auseinandergenommen, weil Teile seiner selbst
im Kontext der DJ-Schöpfung besser einsetzbar sind, nicht, weil
der ursprüngliche Song nicht geschätzt wird oder gar vernichtet
werden muß."
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