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Hip Hop
Battlen
Die Tradititon der DJ-Battles hat ihre Wurzeln in den rivalisierenden
Soundsystems Jamaikas. In den New Yorker Gettos begannen dann neben
den DJs auch die Breakdancer und die Rapper Wettbewerbe auszuführen.
Den sozial schwach gestellten schwarzen Jugendlichen boten diese die
Möglichkeit, sich über ihre Fähigkeiten beim Tanzen oder
an den Plattenspielern zu definieren. Diejenigen, welche die Konkurrenten
ausstachen und siegten, gewannen an Ansehen.
Seit der Kommerzialisierung des Hip Hop werden solche Battles im großen
Stil, je nach Disziplin (DJ-ing, Rappen, Breakdancen, Sprayen) von Firmen
wie z.B. Technics oder Vestax ausgerichtet. Die musikalische Qualität
dieser Battles ist im Bereich des DJ-ing jedoch aufgrund der sehr begrenzten
Zeit, die dem einzelnen Kombattanten zur Verfügung steht, fragwürdig.
Dennoch tragen die Battles zur Bildung eines Personalstils der einzelnen
Künstler bei. Da „[...] Originalität der Schlüssel
zum Ganzen ist.“ müssen die DJs sich von ihren Mitstreitern
abheben, zum einen durch eine bessere Technik, zum anderen, wichtigeren
Teil aber durch den gekonnten musikalischen Umgang mit dem benutzten
Material.
Außerdem haben die Battles einen großen Anteil an der Evolution
des Plattenspielers als Musikinstrument. Wie bei jedem anderen Musikinstrument
muß sich der Künstler mit bestehenden Techniken und bereits
vorhandenem musikalischem Material beschäftigen. Wenn er kreativ
damit umgeht, kann er im Streben nach technischer Perfektion, oftmals
zufällig, neue Techniken, das Instrument zu bedienen, erfinden.
Der erfolgreiche DJ Total Eclipse von der DJ-Crew X-Ecutioners z.B.
studiert die Stile der Konkurrenten und versucht „[...] einen
Weg zu finden einzigartiger zu sein als sie.“
Mitglieder der Wiener DJ-Crew Waxolutionists sagen dazu:
„Jeder muß
auf eine bestimmte Art und Weise biten [=kopieren]. [Doch] Originalität
kommt nach dem Prozeß des Erlernens neuer Techniken...“
Bei den DJs selbst
ist die Praktik des Battlens umstritten. Die große Gefahr bei
dem extremen Wettbewerb besteht darin, daß Nachwuchs-DJs nur darauf
trainieren, bestimmte Patterns möglichst schnell abspulen zu können,
ohne auf den musikalischen Kontext zu achten. Sie brauchen sich auch
um den musikalischen Zusammenhang des Ausgangsmaterials nicht zu kümmern.
Drum-Sounds,
einfache Sinus-Töne und anderes Rohmaterial sind auf sogenannten
Battle-Records finden, die extra für die Wettkampfsituation produziert
werden.
Andererseits bringt die Größe der Veranstaltungen die Kunstfertigkeit
ans Licht der Öffentlichkeit. Die einzelnen Performances werden,
wenn auch zu Werbezwecken der Sponsoren, z.B. auf Video oder DVD veröffentlicht
und so einer breiteren Masse zugänglich gemacht. Deshalb denkt
DJ Shortkut von den Invisibl Skratch Piklz:
„[...] das
gute am battlen ist, das es dir den weg ebnet um andere Sachen zu verwirklichen.
[...] all die Organisationen wie itf, dmc oder nms sind gut um dir einen
Namen zu machen. ich werde mich jetzt aber mehr auf meine Musikproduktionen
konzentrieren.“
Und Total Eclipse
von den X-Ecutioners sagt:
„[...] wenn
du zum Battle gehst, brauchst du Routines, musikalische, und Skillz
an den Turntables und das wiederum hilft dir wieder bei anderen folgenden
Projekten...“
In der Tat arbeiten
viele DJs im späteren Verlauf ihrer Karriere als Musikproduzenten.
Wenn ein DJ oft genug an Battles teilgenommen hat oder sogar gewonnen
hat, kann er seine Popularität dazu nutzen, diese neuen Projekte
zu promoten. Sein Name ist seine Werbung.
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