plus one


Turntablism aus Schottland ? Doch da gibt es auch eine kleine aber feine Szene. Einer der bekanntesten von ihnen ist Plus One, der zur Zeit in London residiert und die Flagge der UK Battle DJs hochhält. Nachdem er sich mit mehreren zweiten Plätzen in den englischen Meisterschaften hinter seinen Ex-Team Kameraden Scratch Pervert Tony Vegas oder Mr. Thing begnügen musste, gewann er 2000 die ITF Championship UK und im Anschluß die Vestax Extravaganza Worldfinals am 18.11.2000 in Tokyo. Bei wurde er ITF Vizeweltmeister gegen A-Trak bei den Worldchampionships 2000.

Wann und warum hast du mit dem Djing angefangen?

Ich hab vor 5 Jahren mit dem Djing angefangen. Ich hatte viel mit Hip Hop zu tun und hab mir Platten gekauft, irgendwann bin ich davon besessen worden und bin's immer noch, ziemlich traurig, aber.. Nee, ich hatte einenFreund in Edingborough, wir haben zur gleichen Zeit unsere Turntables bekommen und haben uns gegenseitig motiviert. Irgendwann hab ich dann TonyVegas getroffen und wir sind gute Freunde geworden und ich ein Teil der Scratch Perverts, was mir natürlich eine Menge Inspiration gegeben hat.

Wie kam es dazu, daß sich die Scratch Perverts Ende letzten Jahres aufgelöst haben, und jetzt nur noch zu zweit sind? (Tony Vegas und Primecuts)

Das ist immer eine interessante Frage für mich, weil ich anders antworte,als das ein frustrierter Mr. Thing tun würde, da das ganze für mich eine andere Erfahrung war. Ich war noch nicht so lange mit dabei und vielleicht auch mit einem anderen Hintergrund, weil es Tony war, der sich dafür eingesetzt hat, mich in der Crew mit aufzunehmen. Was die Auflösung anbetrifft.. es ist ziemlich schade, dass es passiert ist. Tony Vegas undPrimecuts waren diejenigen, die die Entscheidung getroffen haben. Eine Crew mit so vielen Mitgliedern zusammen zu halten ist nicht so einfach, wenn das weiter als nur Shows, und sie haben gedacht, das wäre so das beste. Für Thing z.B. war es etwas frustrierender als für mich, ich arbeite immer noch mit allen zusammen. Ich hab die Entscheidung respektiert, ganz davon abgesehen, dass ich sowieso nicht viel zu sagen hatte. Teil der ScratchPerverts zu sein hat mir so viel geholfen, dadurch bin ich bekannt geworden. Ich hätte es auch so geschafft, aber die Leute sind so auf mich aufmerksam geworden.

Was waren deine Einflüsse?

Ich hab immer Radio gehört, Westwood, und einmal war Funkmaster Flex da und hat Backspins gemacht, und ich hab das dann auch versucht und ein bisschen gescratcht. Ein paar Monate später hab ich Leute getroffen, die mir BattleTools gezeigt haben. Ich wußte natürlich von Q-Bert, der dann auch ein großer Einfluß war. Eigentlich jeder, den ich getroffen oder gesehen habe,hat mich beeinflußt, die X-Men, das hat mich schon sehr beeindruckt. Dann bin ich selber ganz gut geworden und ich habe mehr auf die einzelnenRoutines geschaut und davon gelernt. Ich schaue mir jetzt vor allem mit Interesse an, was die anderen machen und wohin sie gehen. Mein Haupteinfluß sind vielleicht Tony und Primecuts, sie sind zwar nicht mehr meine Crew imSinne von Scratch Perverts, aber wir inspirieren uns trotzdem noch gegenseitig mit unseren Ideen. Aber jeder ist ein Einfluß, Leute wie Craze,die Allies, auch wenn sie nur der Grund sind, weshalb du morgens aufstehst und zu deinen Decks gehst, weil du gestern eine erstaunliche Routine von ihnen gesehen hast.     

Was bedeutet es für dich persönlich, ein Turntablist zu sein?

Ich will ein Teil der Musik sein, die mir gefällt. Turntablism ist eine spannende Kunstform, in der es noch viel zu entdecken gibt. Ich bin der Meinung, das sie noch am Anfang ihrer Entwicklung steht, und es ist schön,ein Teil davon zu sein.  

Wie würdest du deinen Style beschreiben?

Technisch. Ich kann auch funky sein, und konnte es immer.  Das ist zwar geil und ich schau mir das wirklich gerne an, aber ich finde, das bringt die Sache nicht voran. Ich versuche immer, das nächste Level zu erreichen,was zu machen, was vorher noch nie da war.

Welche Visionen hast du?

Natürlich würde ich gerne den Weltmeistertitel gewinnen, aber ich will das mit Routines machen, die für die Zukunft richtungsweisend sind. Daß dann gesagt wird, ja, das war eine DER Routines. Was Q-Bert getan hat, was Craze'98 gemacht hat oder Tony bei der ITF-Meisterschaft 97, Routines, die etwas Neues in Bewegung gesetzt haben, das wäre was.

Welche Möglichkeiten und Wege siehst du für Turntablism allgemein?

Ich finde, daß DJs sich davon fortbewegen sollten, einfach nur einen Beat zu  nehmen und dazu zu scratchen, das ist langweilig. Ich finde, es wird Zeit, dass Scratching dazu benutzt wird, Musik zu schaffen, anstatt nur einweiterer Zusatz zu einem schon bestehenden Stück Musik zu sein. Man könnte z.B. einen Track auf der Grundlage von Scratching schaffen, der musikalisch interessant ist und in einem Club gespielt werden könnte und Leuten gefällt, die noch nie etwas mit Scratching zu tun hatten, was ich sehr spannend finde. Wichtig aber ist es vor allem, etwas zu machen, das anders ist, innovativ und interessant, das zumindest ist es, was ich versuche.

Was hälst du von der Diskussion über die Scratch-Notationssysteme?

Ich weiß nicht. In der Theorie ist es eine nette Idee, aber ich finde, irgendwas daran ist absolut nicht-hip-hop. Die meisten Battle-DJs haben eine B-boy-Mentalität, und ich finde, wenn man anfängt, die Sache auf Papier zu bringen, kann das ziemlich gefährlich sein. Auf der anderen Seite aber hat sich Scratch-Djing weit über das normale Hip Hop-Publikum hinaus entwickelt, vielleicht ist es Zeit, etwas derartiges zu tun und zu sagen, daß das so viel weiter ist als die Bronx und ein paar Kids in New York, London oder Deutschland und man sich darauf einstellen muß. Vielleicht ist es cool und eine gute Idee, vielleicht fangen Leute an, Stücke zu schreiben, die man dann spielen kann, aber ich hab da so meine Zweifel. Ich würde es nicht tun.          

Wie siehst du das Verhältnis zwischen Turntablism und Hip Hop? Wird Turntablism noch verstanden?

Turntablism ist zumindest in England definitiv wieder ein größerer Teil von Hip Hop geworden. Besonders die Perverts haben viel dafür getan, daß es so ist. Wenn DMC läuft, wird es sehr hochgehalten, für den Rest des Jahres wird es von den meisten dann wieder irgendwie vergessen. Der Durchschnitts-HipHopper kümmert sich nicht besonders darum, was im Turntablism oder Djing passiert. Ich finde, es ist zur Zeit größer, als es war, aber andererseits noch genauso wie immer. DJs sind irgendwie immernoch im Hintergrund.   


Was hälst du von DMC und ITF?

DMC ist eine großer Wettbewerb und sie haben sehr viel Geld. Sie profitieren davon und stellen einen guten Wettbewerb zusammen. Er hat einen anderen Style, sehr viel kommerzieller und viele Leute zerreißen sich den Mund darüber. Ich allerdings finde es gut, am Wettkampf teilzunehmen und sie die Sache organisieren zu lassen. Ich finde, jeder sollte da mitmachen. Ich finde ITF auch gut, aber definitiv nicht so gut organisiert. Was nicht deren Schuld ist, sie haben einfach nicht das Geld für eine bessere Organisation. ITF lebt von ihrer Idee, die in jeder Hinsicht sehr gut ist, da hier in der Form gebattlet wird, wie es sein sollte. Sie haben nur nicht die finanziellen Mittel für eine lückenlose Organisation, aber bis jetzt haben sie es jedes Jahr geschafft. Vollen Respekt für ITF.  Die Vestax Competition ist vielleicht der am besten organisierte Wettbewerb, aber das ist eben in Japan.  

Du kommst ja eigentlich aus Schottland. Wie sieht die Szene da aus?

Die Szene in Schottland ist komisch, jeder kennt jeden, das ist wie ein kleines Dorf. Es gibt in Edinbugh nur etwa 20 Leute, die wirklich aktiv Hip Hop machen, die Hälfte davon mag sich, und die andere hasst sich. das normale Hip Hop Scenario eben, bisschen wie Bronx und Queens '86, wirklich blöd. Aber es ist natürlich auch ganz gut, ein wenig von dieser Art Negativität motiviert die Leute dazu, noch aktiver zu sein und zu arbeiten.. Jeder macht Musik und kommt vorwärts, was cool ist. Sie ist aufregend und anders, und das ist gut. Ein wenig Einsamkeit und nicht so abhängig zu sein vom großen London hat seine positiven Seiten und beeinflußt die Musik, auch
meine eigene, bzw. daher komme ich zumindest.   

Was können wir von dir in Zukunft erwarten?

Ich produziere auch, und Ende nächstes Jahr wird wahrscheinlich meine LP erscheinen, Ende dieses Jahr wohl eine 12". Ein Weltmeisterschaftstitel wäre schön. Ansonsten werde ich eben weiterhin das tun, was ich tue, mit den Leuten zusammenarbeiten, mit denen ich das jetzt schon tue, und auch mit anderen, neuen Leuten.

Last words?

Keep to what you are doing if you are involved into Hip Hop, especially if you are a DJ, just keep original, do your thing, as long as you are enjoying what you are doing, it can't be a bad thing.  


djHype & SubK 09/2000