In den deutschen Breitengraden wurde sein Name erstmals durch die "5 Fingers Of Death" Battletools zum Begriff. All diejenigen, die nicht zu den Scratch-Künstlern gehören, stießen durch Rasco's Debütalbum "Time Waits For No Man" auf ihn. Paul Nice war ein kompetenter Mann, der Rasco dicke Beats mit einem leichten New Yorker Flair lieferte. Seitdem wurde jede Platte, die den Credit Paul Nice trug, zu einem Muss. Die "America Undercover" von den Street Reportas trug seinen Namen und seine "Definition Of Nice" feat.
AG und Genesse avancierte zu einer sicheren Party-Scheibe. Ich wollte herausfinden, ob Paul Nice wirklich aus New York stammt oder ob seine Beats nur so klingen, als ob. Im folgenden Interview wird das Geheimnis gelüftet..


Kann es sein, dass du aus NYC kommst? Wenn ja, was hat dich nach San Francisco gezogen?

Eigentlich bin ich aus Poughkeepsie, New York, das liegt ungefähr eine Stunde nördlich von der Bronx. Ich bin jetzt 31 Jahre alt, d.h. ich bin
während Hip Hop's Golden Age aufgewachsen, nicht weit von dem Ort entfernt, an dem alles passierte. Zu uns sind Leute wie die Mighty Cash Crew, die Cold Crush Brothers, Dr. Jeckyl & Mr. Hyde gekommen, um aufzutreten. Ich hatte also Glück, dass ich dort wohnte, auch wenn das bedeutete, dass ich auf ihren Konzerten Getränke verkaufen musste, um keinen Eintritt zahlen zu müssen. Aber egal. Seit 1983/ 84 bin ich DJ. Jedes Wochenende fuhr ich mit dem Zug nach Manhattan und kaufte mir bei der Music Factory und bei Rock & Soul Platten. 1993 zog ich dann nach Manhattan und habe davon gelebt,
Bootleg-Kung Fu-Videos zu verkaufen! Übrigens, einer meiner Mitbewohner war Jamalski von der früheren BDP Crew. Für ihn habe ich in der Stadt und teilweise auch im Ausland, in Japan, Frankreich usw. Platten aufgelegt. Vor drei Jahren entschied ich mich, in die Bay Area zu ziehen, nachdem ich hier ein paar Freunde besuchte. Ich mag die Lebensqualität hier um einiges lieber als die in New York. New York besitzt zwar Läden, die rund um die Uhr geöffnet haben und den gewissen Hip Hop Vibe, den es nur in NY gibt, aber alles in allem liebe ich es hier in Cali. Die DJ's hier sind total out of control!!

Wie kamst du vom DJing zum Produzieren, und wann war das?

Für mich ist Produzieren und Beats machen ein natürlicher Prozess, der sich aus dem DJing entwickelt. Ich habe mir ungefähr 1993 einfach so eine MPC6011 gekauft. Ich hatte nicht vor, Platten herauszubringen oder Beats zu verkaufen. Für mich war das einfach nur ein Hobby. Es ist lustig, aber du kannst jeden Produzenten fragen, und alle werden sie dir dasselbe sagen. Du fängst einfach an, 24 Stunden am Tag in deinem Kopf Beats zu machen, und das geht nicht weg. Das bleibt solange bestehen, bis du irgendwann die Beats, die du in deinem Kopf hast, zur Wirklichkeit machst. Für viele Leute ist das ganz gewiss eine Besessenheit, aber so ist das mit allen Elementen.

Welche DJ's und Produzenten haben dich beeinflußt, und welche Art von Musik inspiriert dich?

Meine größten Einflüsse als DJ waren lokale DJs aus upstate NY, unsung heroes wie DJ Joey T, Eddie On Time, John Fresh und Sean Dew. Plus DJs wie DST, Flash, Theodore, Masterdon und, ganz wichtig, meinen main man DJ Whiz Kid. Rest in Peace, baby! Meine Einflüsse als Produzent? Primo natürlich, Marley Marl, Large Pro, Biz Markie, Q Tip. Zur Zeit gefallen mir Leute wie Joey Chavez, Evidence und The Alchemist. Welche Musik mich beeinflußt hat?
Alle Arten von Musik!! Ich liebe 70er Soul, Jazz, Disco, 80er Soul, Brazilian Jazz, Rock, was auch immer. Sade liebe ich über alles, Loose
Ends, SOS Band, Caron Wheeler, Curtis Mayfield, Marvin Gaye, ... Vergiss es, sonst bin ich heute noch den ganzen Tag da und zähle Gruppen auf!

In welcher Position siehst du dich? Siehst du dich selbst als Turntablist?
Überhaupt nicht. Es gibt viele verschiedene DJ-Styles, den Turntablist/Skratch-DJ, den Club/Party-DJ, den Mixtape-DJ oder den Radio-DJ. Alle sind verschieden, und jeder Teil verlangt seine Skills. Ich würde mich selbst als Party-DJ kategorisieren. Ich habe über 15 Jahre Erfahrung, die Menge zu rocken. Aber pack mich nicht in ein DMC oder ITF-Battle, cuz my cuts are rusty!!

Welche Rolle spielt Turntablism in der Hip Hop-Kultur?

Nun, da ich denke, dass man einen "Turntablist" nicht von einem "DJ" unterscheiden kann und muss sagen, dass DJing eine extrem große Rolle in der Kultur spielt, wenn nicht sogar die wichtigste. Denk darüber nach. Kein DJ, keine Musik, und das war's. Diese Art von nterteilung, z.B. in "Turntablism", hat sich in anderen Musikarten auch durchgesetzt. Und zwar so sehr, dass wir sicher gehen müssen, dass in 15-20 Jahren die Leute es nicht falsch verstehen und denken, dass Scratching von irgendwelchen Rockbands kommt und nicht von Hip Hop. Ich kann das jetzt schon sehen. Teach the youth!

Wann und warum hast du mit DJing angefangen? Wann hast du deinen ersten Turntable gekauft?

In den späten 70ern hat meine ältere Schwester immer Disco 45's gekauft, und ich war im richtigen Alter, damit anzufangen, mich ernsthafter für Musik zu interessieren. Ich bin auf Partys gegangen und habe die älteren Brüder meiner Freunde auflegen sehen, und das war es für mich. Ich hatte einen beat up SEARS component Turntable mit einem großen Lautstärke-Knopf.
Dann habe ich mir einen alten Radiowecker genommen und darauf gewartet, dass irgendein ein Rap Song im Radio gespielt wurde. Damals spielten sie Whodini oder Jimmy Spicer. Dann, während ein Rapsong lief, habe ich mit einer meiner drei einzigen Platten Live-Mixing auf meinem SEARS Truntable geübt. So habe ich angefangen!

Du hast Battle Tools wie die "5 Fingers of Death Battle Breaks" produziert. Siehst du negative Aspekte in Battle Tool Records, besonders für die jüngere Generation, die meistens nur diese Platten kauft, anstelle nach richtigen Platten zu schauen?

Knowledge is always the key. Ein cleverer Junge wird immer hergehen und fragen, wo all diese Breaks herkommen. "Woher kommen die Bells?" "Oh, das war Peter Piper von Run DMC." "Und woher haben die das bekommen?" "Oh, das war von Bob James' Album ,Take me to the Mardi Gras'." Diejenigen, die es wissen wollen, werden die Sache gesund und am Leben halten. Und diejenigen, denen es nur um Technik und Scratchen geht, werden wahrscheinlich nicht sehr lange dabei sein, weil es früher oder später zu engstirnig für sie sein wird. Bleibt in euren Schlafzimmern mit dem Scheiß. Wirklich! Ich kenne einige Puristen, die über Battle Tools und Break Compilations schlecht reden. Aber die Sache ist die, als die "Ultimate Breaks & Beats" herauskamen, gab es gewisse Leute, die wirklich sauer darüber waren. Sie dachten, dass es nicht richtig war, all diese geheimen Breaks einer so großen Masse zugänglich zu machen. Wenn aber diese heiligen 25 Volumes
niemals herausgekommen wären, würde Hip Hop heute sehr wahrscheinlich nicht so existiert haben, wie wir ihn heute kennen. Battle Tools und Break Compilations sind für mich okay. Sie helfen der Sache, weil Hip Hop dadurch für Anfänger einfacher zugänglich ist. Aber das sind nur Trainings-Hilfen. Sobald du dich damit auskennst, ist der nächste logische Schritt nachzuforschen, wo all das herkommt. Und das dauert ein Leben lang!

Was können wir in Zukunft von dir erwarten, was Battle Records angeht?

Ich plane, alle 2 bis 3 Monate eine neue Battle Platte herauszubringen. Ich habe jetzt "5 Fingers of Death" Vol. 1 & 2 und die "14 Cold Blooded
Breaks". "5 Fingers of Death" Vol. 3 kommt im Juli.

Mit welchem Equipment arbeitest du heute, wenn du produzierst?

Ich benutze immer noch mein Lieblings-Equipmment: den AKAI MPC60II. Kürzlich hab ich mir den AKAI MPC2000 von Biz Markie geholt, den ich für ein paar Drum Sounds eingetauscht habe. Ich muss ihn allerdings nach wie vor erst lernen. Es gibt nichts da draußen, das Drums so gut klingen lässt wie die MPCs.

Was kommt nach "Definition of Nice"?

Wenn du das liest, solltest du meine neue Single "So now you an emcee?" mit Masta Ace und Genessee von den Street Reportas und meine
"Definition"-Single gehört haben. Was auch bald rauskommt, ist eine Biz Markie-Single für das nächste Superrappin-Projekt von Groove Attack, und ein paar butter-hot biscuits auf meinem neuen Label, Stupid Fresh.

Erzähl uns von deiner Gruppe, den Street Reportas!

Naja, Street Reportas sind nicht wirklich "meine" Gruppe. Beide MCs sind eben zufällig gute Freunde. Genessee ist sogar mein Mitbewohner, deshalb battlen wir immer mit unseren Beats, jetzt, wo er auch einen MPC hat!! Ich arbeite sehr eng mit Gen an verschiedenen Projekten zusammen, was die Street Reportas mit einschließt, und auch an ein paar Solo-Projekten. So be on the look-out! Ich will auch Bazooka Joe Gotti zu seinem neugeborenen Sohn gratulieren. Cogratulations Joe!

Hast du irgendwelche letzten Worte?

Ich würde mich gerne bei allen bedanken, die meine Arbeit unterstützt haben. 2000 wird ein unglaubliches Jahr für Paul Nice werden. Big up an
alle deutschen B-Boys und B-Girls. Irgendwann, sehr bald hoffe ich, werde ich das Land meiner Vorfahren zu besuchen. Big up an meine Cousins in Deutschland!! One Love!!

von Sascha Weigelt
Übersetzung von SubK