cut chemist


Cut Chemist gilt, ebenso wie sein Kollege Peanut Butter Wolf, als einer der einflußreichsten Produzenten und DJs des Westcoast Undergrounds. Seine stilprägenden und innovativen Produktionen und Remixe füe Jurassic 5, Ozomatli oder DJ Shadow sollten in keinem gutsortierten Plattenregal fehlen. Auf der Bühne bringt er zusammen mit seinem Partner Numark als Backup für die J5 eine eigenständige und faszinierende Turntableshow, wobei die SP 1200 genauso integriert wird wie Gummibänder, die er vom Tonarm zur Mitte des Tellers spannt und darauf spielt. Seine Gedanken zu unserer Kunstform...

Wann hast du DJing begonnen ?

1983, als ich DST auf "Rock It" gehört habe. Ich mochte einfach den Sound davon, es faszinierte mich. Ich fing dann einfach an, ohne Grundwissen. Erst später habe ich mehr und mehr darüber und mit der Materie gelernt. Das war's...

Was bedeutet für dich ein Turntablist zu sein ?

Ein Turntablist ist für mich jemand, der den Plattenspieler als Instrument einsetzt. Jemand der die Turns in so vielen Variationen wie überhaupt möglich versucht einzusetzen. Das ist es eigentlich auch was die Definition von Hip Hop ausmacht, etwas zu nehmen und etwas völlig Neuartiges daraus zu machen. Ich meine jetzt kommen ja auch schon Plattenspieler raus, die extra dafür designt sind, aber der Grundgedanke bleibt bestehen.

Welche anderen Musikrichtungen inspirieren dich am meisten.

Ich bin mit Hip Hop aufgewachsen, es hat halt den größten Einfluß auf mich, aber wenn du so fragst, definitiv Latin. Soul, R'n'B, Jazz, eine Menge Jazz. Folk, alles was irgendwie gute Rhythmen hat. Das ist meine Herausforderung, es zu nehmen und neu zu interpretieren, es gibt einfach unglaublich viele Musikstile auf diesem Planeten.

Wie würdest du dein Livefeeling auf der Bühne beschreiben ?

Ich bin jedesmal nervös. Ich meine ich mag es zu performen, aber irgendwie mag ich es auch nicht. Desto mehr ich es mache, desto schlechter wird es, glaube ich jedenfalls. Nervös ist vielleicht das falsche Wort, es ist mehr den Leuten eine perfekte Show bieten zu wollen, sie nicht zu enttäuschen.

Was hälst du von der weltweiten Entwicklung von Turntablism.

Ich denke es ist überall das gleiche, jeder inspiriert den Anderen und alle haben den gleiche Backround, die gleiche History. Ihr habt die Scratch Perverts hier, DJ Noize, und alle entwickeln konstant neue Sachen. Noize hat mich schon immer geburnt, besonders bei der DMC. Scratch Perverts haben auch ihren eigenen Style, sehr experimentell. Die Piklz oder die Beat Junkies haben mehr einen traditionellen Stil, aber beides funktioniert. Ich denke jedes Land hat seine eigene History.

Glaubst du das irgendwann ein Notationssystem für Scratching existieren wird?

Ja, es wird gerade daran gearbeitet, es wird bald geschehen. Dann wird der Turntable auch als Instrument anerkannt werden. Gerade auch von Jazzmusikern. Andere meinen vielleicht Plattenspieler, ach was, aber für mich ist es definiv ein Instrument. Es wird bald geschehen.

Wie denkst du über das neue/alte Genre Turntable Musik auf Vinyl/CD?

Es ist cool, aber ich finde das Potential ist noch lange nicht ausgeschöpft. Ich finde das es im Moment noch besser ist Live zu betrachten als es auf CD zu hören. Wenn ich Q-Bert live sehe, finde ich es interessanter als ihn auf seinem Album zu hören. Ich denke das die Energie live besser rüberkommt als auf einer Platte. Ich denke das die "Klamz uv Death" ein sehr gutes Stück ist, das seine Energie auch auf Platte rüberbringt, Q-Berts Album ist mehr Song orientiert. Ich mag ihn auf alle Fälle lieber live performen zu sehen.

Hast du auch Projekte mit "richtigen" Musikern?

Ja, Ozomatli zum Beispiel. Sie sind so eine Art Latin Funk Band mit MCs. Ich meine jeder der
irgendwie Musik macht ist ja auch ein Musiker. Es ist wichtig mit anderen Musikern als DJ agieren zu können.

Wie siehst du die Stellung von Turntablism in der Hip Hop Community?

Der DJ ist das Rückgrat von Hip Hop, er steht den anderen Elementen in keinster Weise nach. Ich sage das natürlich weil ich ein DJ bin. Ein B-Boy würde sagen das B-Boying das wichtigste Element ist, ein MC genauso. Alle haben ihre Berechtigung.

Wer sind deine größten Inspirationen?

Q-bert, Noize, Shortkut, Jazzy Jay, Afrika Baambaata, Cash Money, und die Liste geht weiter. Als ich damals begann, hatte Cash Money auf mich den größten Einfluß. Ich hatte diese Platte, und ich wußte nicht das sie von ihm war. Und ich bitete die kompletten Scratche, du kannst es heute noch in meinem Style hören, die Drags und so. Das war so 86/87, das Cutting, die Rhythmusscratche, all das. Heutzutage natürlich auch andere, ich mag die Scratch Perverts sehr, it's dope.

Last words to the peoples out there...

Just believe in what you do, feel from the heart, feel, don't think, treat others with respect, that's it.

von DJ Hype 07/99